Mit Nachhaltigkeit auf die Überholspur

Interview mit Anita Gschwind, neue Geschäftsführerin von ibex fairstay                                                         

 

Frau Gschwind, die ersten 30 Tage in Ihrer Führungsaufgabe bei ibex fairstay sind vergangen. Welche Hauptaufgaben stehen bei Ihnen ganz oben auf dem Zettel?

A.G.: Zunächst einmal war ich bereits seit dem Tag eins häufig in unseren Partnerbetrieben unterwegs, bei Zertifizierungen involviert und konnte somit schon viele konstruktive Gespräche führen. In kurzer Zeit gewann ich viel Einblick und es bestärkte mich, dass unsere begonnene Wachstumsstrategie 2020 in die richtige Richtung zielt. Das ist somit das „Top-Thema“ auf meinem Zettel.

 

Was genau passiert für die Marke und das Angebotsprofil von ibex fairstay mit dieser Strategie?

A.G.: ibex fairstay wurde als „SteinbockLabel“ 1998 in Graubünden gegründet und hatte sich binnen kurzer Zeit einen Namen über die Kantonsgrenzen in die gesamte Schweiz hinaus geschaffen. Im Jahre 2009 waren mit den vielfältigen Veränderungen in der Gesellschaft, im Tourismus und der Hotellerie Anpassungen in der Methodik zur Zertifizierung notwendig. Ein umfassender Relaunch des Konzeptes erfolgte 2012: der „Steinbock“ wurde zu „ibex fairstay“ und bietet seither auch die Kombizertifizierung mit dem EU-Ecolabel sowie dem Qualitätsprogramm von Schweizer Tourismus an.
Bis 2020 werden wir ein weiteres Mal die Methodik der Zertifizierung auf die neueste Gesetzgebung national und international anpassen, Prüfkriterien aus EU und der Schweiz harmonisiert und mit neuen Marktsegmenten wachsen.

 

Haben auch zukünftig nur Schweizer Beherbergungsbetriebe die Möglichkeit für eine Zertifizierung durch ibex fairstay?

A.G.: Schon heute können sich auch ausländische Betriebe, die sich der Nachhaltigkeit und dem bewussten Umgang mit Ressourcen verschrieben haben, durch uns zertifizieren lassen. Grundsätzlich ginge das sogar weltweit, aber länderspezifische Vorgaben und Gesetze ausserhalb Europas machen dies zu einem sehr umfassenden Verfahren. Auf jeden Fall ist eine ibex fairstay Zertifizierung durch unsere harmonisierte Prüfkriterien neben der Schweiz auch bei unseren Nachbarn in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Italien möglich.

 

Wer sind Ihre Kunden, und welche Betriebsart eignet sich für ibex fairstay?

A.G.: Schweizweit verstreut dürfen wir aktuell 54 Betriebe als unsere Mitglieder bezeichnen. Durch die Zertifizierung dürfen sie das Label nutzen und aktiv vermarkten. Von der Swiss Lodge bis zum 5-Sterne-Hotel steht das Qualitätsprogramm jedem offen. Unsere heutigen Mitglieder setzen sich zusammen aus Jugendherbergen, Hotels, Kliniken und Bildungszentren. Im Rahmen unserer Wachstumsstrategie werden wir zukünftig vermehrt auch Heime, Kliniken sowie Campingplatz-Anbieter ansprechen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sich eine qualitative Ausrichtung auf Nachhaltigkeit sowohl für den Betrieb wie auch die Gäste, Kunden, Patienten vorteilhaft auswirkt. Wir streben einen Ausbau auf 100 Mitglieder an bis 2020.

 

Eine Verdopplung in vier Jahren? Wie wollen Sie das realisieren?

A.G.: Ganz ehrlich…. die grosse Herausforderung liegt in den Köpfen potentieller Betriebe. „Keine Zeit, kein Geld, kein Personal für eine Zertifizierung“, das hören wir oft. Aber unter dem Strich beweisen die Ergebnisse der Zertifizierungen, dass durch die Durchleuchtung und Optimierung der Prozessabläufe nachhaltige Kosten- und Ressourceneinsparungen tatsächlich passieren. Dazu leisten die Marketingmassnahmen mit und unter der Marke ibex fairstay einen grossen Beitrag an die Differenzierung des einzelnen Betriebes im Markt. Mit gelebter Nachhaltigkeit kann ein Betrieb tatsächlich auf die Überholspur wechseln.
Aus diesen Gründen liegt es mir besonders am Herzen, unsere Vorteile noch besser zu kommunizieren. Sei es über ERFA-Gruppen, über Branchenverbände, Hotelgruppen und ganz besonders bei den Gästen der Mitgliederbetriebe. Sie sind aufgrund ihrer Erfahrung von Qualität und Leistung die entscheidende Stimme beim Endverbraucher. Die erhöhte Sensibilisierung für Themen wie „Entschleunigung, Regionalität oder Sicherheit“ spielen uns dabei in die Hände.

 

Viele Beherbergungsbetriebe kämpfen aktuell an vielen betriebswirtschaftlichen Fronten. Bindet eine Zertifizierung nicht tatsächlich unnötig lange die Ressourcen?

A.G.: Natürlich passiert eine seriöse, nachhaltige Zertifizierung und Anpassung vieler Prozesse nicht über Nacht. In der Regel dauern unsere Projekte drei bis neun Monate von der Anmeldung bis zur abgeschlossenen Zertifizierung. Das hängt von der Vorbereitung und Bereitstellung notwendiger Dokumentationen seitens des Betriebes ab. Durch die enge und partnerschaftliche Begleitung des Auditors und unserer Geschäftsstelle geben wir volle Unterstützung in den einzelnen Zertifizierungsschritten.
Eine vernünftige Preisgestaltung für die Erlangung des ibex fairstay-Labels, abhängig vom Umsatz des einzelnen Betriebes, eröffnet den Prozess jeder Unternehmensgrösse. Eine jährlich faire Pauschale für die Administration halten die Kosten – im Vergleich zur Leistung – im vernünftigen Rahmen. Nach drei Jahren werden mit einer Rezertifizierung die Kriterien überprüft.

 

Was ist das Besondere von ibex fairstay, vor dem Hintergrund der grossen Flut an Qualitätslabels in den Märkten (ISO, EU-Ecolabel, Bio, FairTrade, MSC u.v.m.)?

A.G.: Mit ibex fairstay bieten wir eine einzigartige Branchenlösung für Beherbergungsbetriebe. Die abgedeckten Bereiche Management, Ökologie, Soziales, Regionalität und Finanzen entsprechen voll und ganz der Relevanz in den Betrieben. Ibex fairstay ist kosten- und zeitoptimiert, wird gleichzeitig den international gängigen Standards gerecht, und hat sich deshalb als führendes Label der Nachhaltigkeit in der Branche etabliert. Wir garantieren Seriosität, Transparenz und Fairness durch die enge Zusammenarbeit unserer Gremien Geschäftsstelle, unabhängiger Auditor und unabhängiges Zertifizierungskomitee.

 

Frau Gschwind, vielen Dank für das Interview, alles Gute und viel Erfolg mit ibex fairstay und für Sie selbst.

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