Bergbahnen als regenerativer Akteur der Region?
Wie wäre es, wenn Tourismus nicht länger eine dauerhafte Belastung für die Erde wäre, sondern mit einem «positive spin» aktiv zur Regeneration beitragen würde – etwa zur Förderung der Biodiversität, der lokalen Kultur und Beschäftigung? Wenn zum Beispiel jede Übernachtung den ökologischen Fussabdruck mehr als ausgleicht? Die «Begehrlichkeit des Gutes» genutzt würde, Überkompensationen zu leisten? Ein Gedankenanstoss.
In den letzten Jahren hat das Konzept des regenerativen Reisens und Tourismus an Bedeutung gewonnen. Das Konzept geht über die traditionelle Nachhaltigkeit hinaus, es will einen positiven Nettoeffekt erzielen! Im Gegensatz zu «nachhaltigem Reisen», zielt regeneratives Reisen darauf ab, Ökosysteme, lokale Gemeinschaften und kulturelle Stätten wiederherzustellen, zu bereichern und aktiv zu verbessern.
Der durchschnittliche ökologische Footprint in Österreich und der Schweiz bei rund 2.5 – 3 Erden im Alltag. Im typischen Winterurlaub von einer Woche kann der Wert auf das 3 bis 4-fache der regenerativen Biokapazität einer Person ansteigen.
Wie könnte der alpine Tourismus nicht nur die Footprint-Neutralität bis 2050 erreichen, sondern zur regenerativen Quelle werden? Einige Ideen …
- Regenerationstaxe als Impulsgeber für Transformation:
Die klassische Kurtaxe wird zur Regenerationstaxe weiterentwickelt. Pro Ticket oder Übernachtung fliesst ein zweckgebundener Beitrag in regionale Projekte, die Natur, Biodiversität und Kultur aktiv regenerieren – etwa Moorrenaturierung, Pflege von Trockenwiesen oder Förderung lokaler Handwerksbetriebe. Der Gast wird damit zum Mitgestalter einer zukunftsfähigen Destination. - Mikro-Habitate in touristischen Infrastrukturen:
Bergbahnen und Beherbergungsbetriebe schaffen gezielt neue Lebensräume für gefährdete Arten. Mit einfachen Mitteln wie Wildblumenflächen, Nistkästen, Totholz-Inseln oder Trockenmauern entstehen artenreiche Nischen auf sonst intensiv genutzten Flächen. Diese Mikro-Habitate leisten einen sichtbaren Beitrag zur ökologischen Aufwertung des Tourismusraums. - Partnertickets für Regenerationsangebote:
Neue Kooperationsmodelle zwischen Tourismusbetrieben, Landwirtschaft, Naturschutz und Kultur ermöglichen kombinierte Erlebnisse: Mit einem „Regenerativen Partnerticket“ besuchen Gäste sowohl die Bergbahn als auch einen Biohof, ein Schutzprojekt oder eine lokale Werkstatt. So entsteht echte Verbindung und direkte Wertschöpfung in der Region. - Gäste pflanzen Zukunft:
Für bestimmte Leistungen (z. B. Skipässe, Hotelnächte) wird pro Buchung ein Baum oder eine Wildhecke finanziert – mit sichtbaren Ergebnissen vor Ort. Gäste können zusätzlich an Pflanztagen oder Pflegeaktionen teilnehmen und so aktiv zur Landschaftsregeneration beitragen. Naturbindung und Identifikation werden dabei gestärkt. - Bildungsangebote entlang der Mobilitätskette:
Bereits auf der Anreise oder während der Gondelfahrt erhalten Gäste durch Audioguides oder visuelle Elemente Informationen über regionale Ökosysteme, Kulturgeschichte oder aktuelle Regenerationsprojekte. So wird Mobilität zum Bildungsraum, der Achtsamkeit und Wertschätzung fördert. - Regenerative Mobilitätsanreize für Gäste:
Wer mit Bahn, Bus oder E-Auto anreist, erhält Vergünstigungen auf Eintritte, Verpflegung oder Zusatzangebote. Kooperationen mit dem öffentlichen Verkehr und integrierte Buchungssysteme ermöglichen eine nahtlose und klimafreundliche Reise, die gleichzeitig regionale Wertschöpfung erhöht.
Regenerativer Tourismus gibt dem Thema Nachhaltigkeit einen neuen, positiven Spin: Statt nur zu kompensieren oder zu sparen, geht es darum, aktiv zu verbessern, zu erneuern und aufzubauen. Das motiviert – für Gäste ebenso wie für die Destinationen. Bergbahnen spielen dabei eine Schlüsselrolle: Als zentrale Infrastrukturen können sie Impulsgeber für Naturpflege, Kulturförderung und regionale Wertschöpfung sein.
Aus Belastung wird Beitrag, aus Konsum Mitgestaltung. Wer regenerativ handelt, investiert in Zukunft statt nur in Schadensbegrenzung. Yes we can – gemeinsam stärken wir das, was uns trägt.